(19.03.2023) Von November 2022 bis März 2023 war Weltweitwandern-Guide und Volontär Lukas Mazzola in Peru. Der gebürtige Steirer und Wanderguide hilft dem peruanischen Team mit seinem Know-How rund ums Thema Wandern und nachhaltiger Tourismusentwicklung.
Volontär Lukas Mazzola in Peru
Lukas hat uns immer wieder Projektberichte geschrieben, die wir hier nun zusammenfassen:
In Pozuzo, wo ich derzeit lebe, trifft man auf eine beschauliche, ruhige Region Perus. Hier sagen sich Fuchs und Hase noch Guten Tag. Beziehungsweise Jaguar und Affe. Man wird als Europäer stets nach seiner Herkunft gefragt, die Leute zeigen ehrliches Interesse an einem. Die Gastfreundschaft sei ebenfalls erwähnt. Und wenn man sich an die lokale Küche gewöhnt hat, kann man großartige Delikatessen genießen. Von Lomo soltado über Chaufa de Pollo bis zum bei uns eher verpönten Cuy, also Meerschweinchen.Und ja, auch deftige österreichische wie deutsche Produkte kann man hie essen. Im Tipico Pozucino wie auch im Tipico Prusia werden Schnitzel, Gulasch und Spätzle serviert und mittags Tänze für die Touristen veranstaltet, ganz original in Tracht und Dirndl. Viele Einwohner haben zumindest einen deutschen Vor- und/oder Nachnamen. Lokale Brauereien heißen Dörcher und Schaus. Dorfberühmtheiten sind die Pfarrer Joseph Egg wie sein Nachfolger Franz Schafferer, die im 19. Jahrhundert lebten. Deutschkurse werden zum Teil gratis angeboten und sind Teil des Curriculum an Schulen. Abkömmlinge der deutsch-österreichischen Wanderer sprechen zum Teil noch Tirolerisch – bzw. eine Abwandlung dessen. Aber fraglos ist der Deutschanteil am Sinken, was auch mit der neuen Zugänglichkeit in das Dorf zu tun hat. Bis in die 1970er-Jahre gab es keine Straße nach Pozuzo und dementsprechend kaum Einwanderung. Die Einwandererfamilien lebten lange Zeit relativ abgeschottet hier und konnten somit ihre deutschen Dialekte besser konservieren. Heutzutage ziehen viele Peruaner aus den Dörfern der selva wie der sierra hierhin in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Castellano, also Spanisch, hat Tiroler und Bayrische Dialekte endgültig verdrängt als Primärsprache in Pozuzo. Und natürlich hat auch die finanzielle Unterstützung aus Österreich und Deutschland dazu beigetragen, dass Pozuzo verhältnismäßig urban und wohlhabend ist.
Förderung von nachhaltiger Entwicklung der Landwirtschaft und des Tourismus
Die Region lebt primär von der Landwirtschaft, weil verschiedenste Obst- und Gemüsesorten in dem warmen Klima prächtig gedeihen. Nebst der Landwirtschaft wird auch der Tourismus zu einer zunehmend wichtigen Einnahmequelle. Pozuzo ist den meisten Peruanern ein Begriff und der innerperuanische Tourismus ist sehr wichtig. Damit jedoch die Ursprünglichkeit dieser außergewöhnlichen Region erhalten bleibt, initiierte der Verein Ecoselva e.V. ein Projekt zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft und des Tourismus. Ziel ist eine größere Wertschöpfung für die lokale Bevölkerung, der Erhalt ihrer kulturellen Wurzeln und ressourcenschonender Umgang mit Flora und Fauna – trotz (hoffentlich) steigender Touristenzahlen. Im Rahmen dieses Projekts unterstützt Weltweitwandern Wirkt! den Bereich der Umweltbildung in 15 Dorfschulen, um bereits die Kinder für die Natur und Ressourcen ihrer Heimat zu sensibilisieren. Denn für eine langfristig nachhaltige Entwicklung ist das Verständnis innerhalb der Bevölkerung unumgänglich.
Alle 15 Schulen haben sich am Biogartenprojekt beteiligt und Beete angelegt, an denen verschiedenste Gemüse- und Obstsorten angebaut werden. Fragt man die Kinder danach, zeigt sich, dass sie mit viel Enthusiasmus und Hingabe daran beteiligt sind und ihnen die Arbeit am Beet Spaß macht. Auch andere Schulfächer werden teils hier praktiziert, bspw. einfache Rechenübungen anhand der Gemüsesorten erklärt sowie Vokabel- und Rechtschreibübungen.
Abseits dessen werden Konzepte und Überlegungen zu den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz behandelt und diskutiert, die einen wichtigen Teil des Unterrichts am Beet ausmachen. Die Kinder sind bei allen Schritten involviert, von der Planung des Beetes und der Konstruktion, bis hin zur Pflanzung der Samen, der Ernte und schlussendlich der sachgerechten Kompostierung und Wiederverwertung. Ein weiterer Nutzen aus diesem Projekt sind auch gewisse über- und außerschulische Tätigkeiten, so wie wenn die Eltern der Kinder gemeinsam mitarbeiten, um den Zaun zu errichten, der das Beet einschließt. Da viele der Väter und Mütter selbst Bauern sind, können sie ihr Wissen auch selbst einbauen im Zuge freiwilliger Lehrstunden. Darüber hinaus wurden in gewissen caseríos wie Buena Vista, Cushi und San Salvador Aufforstungsprojekte getätigt und unterstützt.
Bilder von Lukas´ Volontariat in Peru: