Eine Erfolgsgeschichte: Malika hatte Glück

Die heute 14-Jährige war eine der ersten Schülerinnen der école vivante. Ohne das neue Bildungszentrum im Hohen Atlas könnte Malika längst nicht mehr zur Schule gehen – so aber steht sie vor der Wahl: Will ich Polizistin werden? Oder lieber mein kreatives Talent nutzen? Oder …

Als die sechsjährige Malika in die Schule kam, bekam sie zum ersten Mal in ihrem Leben Farben, Pinsel und Papier in die Hände. „Das war wie eine Initialzündung für sie“, erinnert sich Stefanie „Itto“ Tapal-Mouzoun, die Gründerin und Leiterin des Campus vivant‘e: „Malika liebte das Malen von Anfang an.“

Perspektiven fürs Hierbleiben

Das Mädchen kommt aus einer typischen Familie aus dem Dorf. „Ihre Eltern sind Analphabeten, einfache Bauern“, erzählt die Schuldirektorin. „Der Vater arbeitet nebenbei als Tagelöhner.“ Malika ist das einzige Mädchen neben sechs Brüdern. „Früher hätte sie wohl, wenn überhaupt, nur die einfache Grundschule im Dorf besucht und wäre nach sechs Jahren ausgestiegen“, sagt Tapal-Mouzoun. Doch Malika konnte als eine der ersten die Grundschule école vivante besuchen. Stefanie „Itto“ Tapal-Mouzoun hat die „Lebendige Schule“ 2010 ins Leben gerufen: Um den Menschen im entlegenen Aït Bougoumez-Tal im Hohen Atlas mehr Perspektiven zu bieten. Viele junge Leute hier sehen nämlich keine andere Möglichkeit als abzuwandern. Seit zwei Jahren besucht Malika nun schon das weiterführende collège vivant‘e. Realisiert wurde dieses mit den Spendengeldern des Vereins Weltweitwandern Wirkt!. „Malika ist eines unserer Zugpferde“, freut sich die Schulleiterin: „Sie hat sich ihr freiheitsliebendes und kreatives Wesen bewahrt, tut ihre Meinung kund und gestaltet das Schulleben mit.“

Lebensschule

Oft findet man die heute 14-Jährige selbstständig arbeitend an ihrem Schreibtisch, den sie im Tischlerkurs selbst gezimmert hat. „An unserer Schule lernt sie auch viele Dinge, die man eher ‚Lebensschule‘ nennen könnte“, sagt die Direktorin: „Kochen, nähen, gärtnern und tischlern. Aber auch Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Religionen, kritisches Denken und gewaltfreie Kommunikation, Naturschutz.

Viele Möglichkeiten

Im Sommer 2019 wird Malika die Prüfung zur Mittleren Reife absolvieren. In ihrem letzten Jahr im collège vivant‘e beschäftigt sich die Klasse  intensiv mit der beruflichen Zukunft, die Jugendlichen durchlaufen Eignungstests und erfahren von den vielen Möglichkeiten, die sich nach der neunten Klasse auftun. Malika möchte Polizistin werden. Dazu müsste sie das Gymnasium im nächsten Ort besuchen; am Campus Vivant‘e bekäme sie weiterhin Coaching und könnte die Informatikräume, die Bibliothek und das Labor nutzen.

 

Permakultur und Pädagogik

Aber auch wenn sie kein Abitur machen möchte, findet sie hier weiterhin Unterstützung: Im Herbst 2019 startet die Académie vivante, ein Berufsbildungszentrum. Dieses wird nicht nur Lernbegleitung und Hilfe bei der Lehrstellensuche anbieten, sondern auch – fürs Erste – zwei Ausbildungsgänge, einen zu Permakultur und einen zur Vivante-Pädagogik.
„Ein Angebot, das in der Region einmalig ist und gerade Mädchen wie Malika völlig neue Entwicklungsmöglichkeiten bietet“, sagt Tapal-Mouzoun.
Weitere Informationen unter: www.weltweitwandernwirkt.org/college-vivante/ 
Bitte helfen auch Sie mit beim Aufbau der Académie vivante! Details zu diesem Projekt: www.weltweitwandernwirkt.org/academie-vivante/