collège vivant’e im Beisein von 300 Gästen feierlich eröffnet

Am 30. April war es soweit: der Campus Vivant’e wurde um das collège vivant’e erweitert. Der Verein Weltweitwandern Wirkt! konnte die neue Sekundarschule mit einer Investitionssumme von € 120.000,-  fast zur Gänze finanzieren. „Wir haben gespürt, dass wir Teil des Projekts sind, es gemeinsam geschafft haben. Ich fühle mich als Sonja und in Vertretung für den Verein dazugehörig. Schön, diese Liebe und Hingabe der gesamten Dorfgemeinschaften für die Schule zu spüren!“, …

… erzählt Vereinsgeschäftsführerin Sonja Reinisch von der Stimmung vor Ort. Auf einer Höhe von 1.800 m, im Hohen Atlas-Gebirge, im hauptsächlich von Berberfamilien bewohnten Tal Ait Bouguemez feierten 300 Gäste aus dem In- und Ausland die Eröffnung des collège, dessen Abschluss SchülerInnen befähigt, ein Gymnasium zu besuchen oder eine Lehre zu beginnen. Weltweitwandern Wirkt!-Mitglied Klaus Trummer war bei den 3-tägigen Feierlichkeiten dabei. Hier geht’s zum Film über den Campus Vivant’e, die Eröffnung und die Aufbruchsstimmung vor Ort: FILM

Aufbruchsstimmung im Ait Bouguemez Tal

„Viele Jugendliche und deren Eltern sehen neue Perspektiven, weil es in ‚ihrem‘ Tal jetzt diese Sekundarschule gibt. Wir verspüren große Aufbruchsstimmung!“, zeigt sich Schulinitiator Haddou Mouzoun begeistert vom Zuspruch der Bevölkerung. Und Salah Amraoui Vater der 8-jährigen Schülerin Hiba ergänzt: „Das Schulkonzept gibt den Kindern die Freiheit sich zu entfalten und das notwendige Rüstzeug, um sich in der Welt zurechtzufinden. Ich entwickle mich mit meiner Tochter mit.“ Die Projektinitiatorin mit deutschen Wurzeln, Stefanie Itto Tapal-Mouzoun, formuliert das Ziel der „lebendigen Schule“ folgendermaßen: „Jungen Menschen Wurzeln und Flügeln zu geben. Sie sollen in ihrer Heimat und der Berberkultur verwurzelt sein, sich aber auch selbstbewusst und tolerant der modernen Welt öffnen und Gutes in ihre Heimat zurückbringen“.

Mit dem pädagogisch innovativen Schulkonzept überzeugten Projektinitiatoren-Duo Itto & Haddou Mouzoun auch Christian Hlade. Er ist Förderer und Unterstützer der ersten Stunde.

Der 13 jährige Schüler Bassou Younes erzählt  in perfektem Deutsch, wie er die Schule empfindet und was seine Zukunftspäne sind. „Die Schule hilft mir sehr. Ich mag Physik, Mathe und Englisch. In Physik da lerne ich, wie man Licht installiert. Zuhause, wenn etwas kaputt ist und es reparieren muss, ist das sehr hilfreich. Mir geällt das collège. Wir haben viel Privatsphäre, jeder hat seinen eigenen Platz nur für sich. In der Klasse sind wir wie Geschwister, da sind Mädchen und Buben gleich. Die Lehrer sind sehr gut. Wir sind richtig Freunde geworden. Nach dem collège gehe ich vielleicht nach England, nach Oxford oder Cambridge.“

Im Erdgeschoss der Schule befinden sich gut ausgestattete Labor- und Werkstätten, in denen sich Jugendliche handwerkliche und technische Fertigkeiten aneignen können

3 Tage Festprogramm

In die raue Bergwelt des Tals Ait Bouguemez begleiteten Hlade 32 Weltweitwandern-Reisegäste, darunter auch der ORF (ZIB-Beitrag wird in Kürze ausgestrahlt) , JournalistInnen und Weltweitwandern Wirkt!-Vereinsmitglieder. Von der Relevanz der Sekundarschule als wichtiges Sprungbrett für höhere Bildung zeugt unter anderem die Anwesenheit des früheren Ministers für höhere Bildung und jetzigen Co-Ministers des Regierungschefs, Lahcen Daoudi, bei der offiziellen Einweihungszeremonie am 30. April. Einen Tag davor und danach gab es für Interessierte Einblicke in die neue Schule und ihren Kreativ- und Werkstätten, das innovative pädagogische Konzept und die Permakultur

Zu einer Feier gehören natürlich auch Tänze, Musik am Sportplatz und traditionelle Berber-Köstlichkeiten im großen Saal der Schule.

Am Montag, den Tag der offenen Tür, ging es besonders bunt zu. Menschen aus nah und fern waren eingeladen, im village vivant’e Angebote und Aktivitäten der SchülerInnen beizuwohnen. Es gab einen Jahrmarkt, ein Museum, Verkaufsstände, ein Café, ein Kreativlabor, Kino, Spiel- und Sportmöglichkeiten, Begegnungs- und Info-Ecken.

„(…) zukunftsweisend, in Bildung vor Ort zu investieren“

Christian Hlade war als Unterstützer der ersten Stunde zur Eröffnung geladen, um eine Festrede zu halten: “Gerade in Zeiten des wachsenden Nationalismus und der vielen Konflikte zwischen Religionen ist ein Projekt wie dieses sehr wichtig. Der interreligiöse Dialog zwischen Islam und Christentum, so wie er bei unserem Projekt vorbildhaft geschieht, ist wichtiger denn je. Und im Kontext aktueller Flüchtlingsbewegungen, ist es zukunftsweisend, in Chancen und Bildung vor Ort zu investieren! Die école vivante eröffnet eben diese Chancen für die Menschen hier in Marokko.“ Während der Eröffnung erzählt uns ein Elternvertreter, dass der Campus Vivante ein Beitrag des Miteinanders zum Frieden ist: „Für uns hier in Marokko und für die Schüler der école vivante ist der interkulturelle Dialog, das friedliche Miteinander der Religionen und Kulturen sehr wichtig“.

Der interreligiöse Dialog, wie er am Campus Vivante gelebt wird, ist für Christian Hlade wichtiger denn je.

Zukunftsmusik

Der Abschluss der Sekundarschule collège vivant’e ermöglicht den Jugendlichen dieser abgeschiedenen Region ein Gymnasium zu besuchen oder eine Lehre zu beginnen.  Für 2019 ist die zweite Sekundarstufe (11. bis 13. Schulstufe) geplant, welcher den SchülerInnen eine Bgeleitung beim oder eine fertige Berufsausbildung ermöglichen soll. „Wir wollen als Verein das Projekt weiterhin unterstützen, weil wir gesehen haben, wie sehr die Schule die Entwicklungen innerhalb der gesamten Dorfgemeinschaft vorantreibt“, betont Sonja Reinisch.

Symbolisch wird ein Baum gepflanzt. „Die Schüler sollen Wurzeln schlagen, durch sie Stabilität bekommen, sich mit dem Himmel verbinden und ihre Ideen eines friedlichen Zusammenlebens zwischen den Kulturen hinaustragen“, so Christian Hlade.

TIPP: Kommen Sie doch mit uns auf eine der nächsten Weltweiwandern-Reise auf eine  Entdeckungsreise nach Marrakesch und ins Aït Bougoumez-Tal und schauen Sie selbst bei der Schule vorbei: Marrakesch, Heller-Garten & Hoher Atlas