Persönliche Eindrücke aus Hile
Wo liegt Dolakha und genauer noch wo ist eigentlich Hile? Um das herauszufinden muss man sich in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, in einen Bus setzen und circa acht Stunden – je nach Straßenverhältnissen – Richtung Mount Everest fahren. Kurz vor Jiri, dem ehemaligen wichtigen Routenpunkt am Weg zum höchsten Berg der Welt steigt man aus um sich Richtung Süden zu wenden und die letzten Schritte zu Fuß nach Hile zu gehen.
Warum sollte man das tun, wenn es doch so viele schöne Orte in Nepal zu sehen gibt?
Wir haben es getan weil hier viele Köche, Träger und Sonam einer unserer Guides des Weltweitwander-Teams mit ihren Familien leben. Sie alle wurden durch die Erdbeben im Jahr 2015 stark getroffen. Seither lebt man hier nicht mehr in den wunderschönen Steinhäusern mit ihren prächtigen blauen Holzbalkonen auf denen normalerweise der Mais und die Wäsche trocknet, sondern man hat sich zunächst in Wellblech-Hütten und danach in Holzhütten eingerichtet.
Während die Menschen in Nepal noch immer vergeblich auf die versprochenen Mittel des Staates warten und das Leben seinen üblichen Weg geht, tut sich hier in Hile schon wieder Einiges. Sonam hat mit seiner Familie mit Hilfe der Mittel aus dem Sozialfond, der nach dem Beben von WWW eingerichtet wurde, wieder ein Haus gebaut – im traditionellen Stil aber mit einem erdbebensicheren Grundaufbau. Das teilen sich nun Sonam und sein Bruder Sange mit ihren Familien und ihren Eltern.
Was aber noch viel wichtiger ist: das ganze Dorf ist beim Wiederaufbau der Dorfschule involviert! Während im Frühjahr zunächst das erste Gebäude errichtet wurde, ist nun schon das zweite Gebäude fast fertig. Dieses Mal halb in Stein, halb in Lehmbauweise mit einer stützenden Holzkonstruktion. Da wir nur lokale Arbeitskräfte beschäftigen, ist es ein dorfeigenes Projekt und es entstehen direkt vor Ort Verdienstmöglichkeiten wodurch wiederrum eine indirekte und wertschätzende Erdbebenhilfe entsteht ohne die Leute in eine Bittsteller-Rolle zu versetzen.
Um die Dorfgemeinschaft weiter in ihrer Eigenständigkeit zu stärken, wird die Hilfe nun direkt an das verantwortliche Dorf-Komitee übermittelt, das aus neun Frauen und Männern aus Hile und dem Nachbarort Nigale besteht. Gemeinsam wickeln wir nun nicht nur den Wiederaufbau ab sondern es werden auch die Gehälter von drei Lehrerinnen bezahlt und die Beschaffung der Lehrmittel und Schulbücher wird gemeinsam organisiert. Ein großer Dank gilt dabei Sonam Sherpa unserem Guide und Vorsitzenden des Dorf-Komitees; Sange und Phurba Sherpa, die alle ihre Kinder in der Schule haben, Weltklasse-Handwerker sind und die Baustelle betreuen; sowie Sabitri Khadka, die als Direktorin alles zusammenhält und trotz der begrenzten Mittel nie aufgegeben hat Verbesserungen für ihre 60 Kinder zu organisieren. Außerdem sind die Lehrer und Lehrerinnen der Shree Deurali Primary School inzwischen exzellent und schaffen es mich zum Weinen zu bringen wenn auf den Abhängen des Himalayas die Kinder inzwischen LÜK in Perfektion beherrschen, es spannende Mathematik-Stunden mit den Magnetzahlen gibt und die Kinder der fünften Klasse sich inzwischen mit mir über die englischen Bücher unterhalten können. Es ist unglaublich was alles im letzten Jahr in Hile weiter gegangen ist! Ein herzlichster Dank dafür an alle Unterstützerinnen und Unterstützer! Vielleicht können wir irgendwann den Eltern ihren wichtigsten Wunsch erfüllen – die Erweiterung bis zur achten Schulstufe.
Mit herzlichem Dank und lieben Grüßen,
Sarah Höfler (Projektleiterin Hile)