Interkulturelles Ferienprogramm am Schöckl
Was haben Inisri, 9 Jahre, aus Syrien und Yakim, 10 Jahre aus dem Irak mit 130 Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund gemeinsam? Alle nehmen im August am interkulturellen Ferienprogramm „GRAgustl“, welches heuer bereits zum achten Mal stattfindet, teil.
Am Vormittag erfolgt die in acht Klassen unterteilte Lernbetreuung durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lerncafes. Am Nachmittag ist das Sportintegrationsprojekt „SIQ+“ für die Organisation und Durchführung der insgesamt 20 Sportmodule verantwortlich. Ziel ist es, das sozialintegrative Potential des Sports in seiner gesamten Bandbreite zu nutzen und das Integrationsangebot um ein essentielles Element zu ergänzen.
An zwei Werktagen in der letzten Augustwoche werden zwei Aktivtage durchgeführt, welche heuer vom Verein „Weltweitwandern wirkt!“ finanziert wurden. Einen dieser Ausflüge durfte ich als Freiwillige im Verein „Weltweitwandern Wirkt!“ begleiten.
Treffpunkt war am 25. August um 10 Uhr vor der Polytechnischen Schule in der Grazer Herrgottwiesgasse. Christina Tuscher, Verantwortliche bei „GRAgustl“, nahm zunächst die Gruppeneinteilung vor. Am Programm standen Baden, Klettern und ein Ausflug auf den Schöckl. Ich durfte 31 Kinder im Alter von 9 bis 10 Jahren mit fünf Betreuern auf den Schöckl begleiten. Die Betreuer packten nach der Gruppeneinteilung großzügig Proviant in ihre Rucksäcke für jene Kinder, welche keine Jause oder Getränke eingepackt hatten, ein. Paul zum Beispiel trug einen großen Rucksack voll mit Äpfeln und Wasserflaschen. Danach stellte Bernd die Regeln für den Ausflug auf. Erstens: Untereinander wird ausschließlich deutsch gesprochen, da dies die gemeinsame Sprache aller ist, zweitens: Handys und alle anderen elektronischen Geräte bleiben während des gesamten Ausflugs ausgeschaltet.
Regel Nummer eins wurde anstandslos akzeptiert, bei Regel Nummer zwei versuchten die Kinder zunächst Ausnahmen zu vereinbaren, welche Bernd nicht genehmigte. Danach wurde auch Regel Nummer zwei von allen angenommen.
Nachdem Mani jenen Kindern beim Eincremen behilflich war, welche noch nicht mit Sonnencreme versorgt waren, konnte der Ausflug beginnen. Die Mädchen versuchten im Bus einen Platz in der Nähe von Tatjana und Sarah zu ergattern, die Buben bevorzugten eher die Plätze im hinteren Bereich mit Bernd, Paul und Mani.
Der erste Höhepunkt war die Fahrt mit der Seilbahn. Jeder Erwachsene fuhr mit fünf bis sechs Kindern in einer Gondel. Die Mädchen meiner „Gondelgruppe“ kamen aus Ägypten, Syrien und dem Irak und waren alle unglaublich aufgeregt, da es für sie die erste Gondelfahrt war.
Nach einer kurzen Jausenpause an der Bergstation ging es zum Motorikpark, und die Kinder konnten ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Auch wenn viele anfangs Schwierigkeiten hatten, den Parcours zu bewältigen, lernten alle unter der professionellen Anleitung der Betreuer schnell dazu. Das Erfolgserlebnis war vielen ins Gesicht geschrieben.
Gelöst ging es weiter zum Gipfelkreuz. Die Kinder waren begeistert vom Ausblick übers Tal an diesem schönen Spätsommertag und durften ihre Handys auspacken, um das Gipfelkreuz zu fotografieren. Bevor wir mit der Gondel die Talfahrt antraten, durften alle einmal mit dem „Hexenexpress“ fahren. Manche starteten zunächst etwas vorsichtig, zum Schluss gaben aber alle Vollgas.
Die Rückfahrt mit dem Bus war deutlich ruhiger als am Vormittag, einige Kinder sind auch eingenickt.
Für mich war dieser Tag ein außergewöhnliches Erlebnis, und ich denke, dass auch die Kinder viel gelernt und wertvolle Eindrücke von unserem Land und unserer Kultur erhalten haben und auch im nächsten Jahr wieder gerne an „GRAgustl“ teilnehmen werden.
Herzlich bedanken möchte ich mich bei allen Betreuerinnen und Betreuern für ihr herausragendes Engagement – ihr leistet wertvolle Arbeit! Ich bin froh, dass wir von „Weltweitwandern Wirkt!“ ein derart großartiges Projekt unterstützen durften.
Text: Astrid Klein