Hilfe für die Opfer des Hochwassers in Ladakh

Ein Bericht von Daniela Luschin über die Situation nach der Katastrophe in Ladakh und die Verwendung der Spendengelder.

Leh, 02.10.2006

Mein Mann, Tashi, und ich sind heute aus Nubra zurückgekehrt, wo wir die eingegangenen Spendengelder in der Höhe von 1.500 Euro (86.000 Rupien) verteilt haben. Nachdem die örtliche Regierung und einige Privatorganisationen bereits finanziell geholfen haben, haben wir uns dazu entschlossen, die Spendengelder an Familien zu geben, die dabei mehr oder weniger durch die Finger geschaut haben beziehungsweise bei welchen das Ausmaß der Zerstörung bei Weitem nicht durch andere Hilfe abgegolten wurde. Insgesamt haben wir drei Familien zu gleichen Teilen geholfen.


Familie Sgerakhang aus Khalsar:

Diese Familie hat in einem Haus in unmittelbarer Nähe des Baches gewohnt, der während den massiven Regenfällen im August so angeschwollen war, dass er mehrere Familie in ihrer Existenz bedroht hat. Die fünfköpfige Familie mit 3 kleinen Kindern hat ein Restaurant in Khalsar betrieben. Leider war die gesamte Familie während der Verteilung von Regierungsgeldern für Betroffene nicht anwesend und ist daher leer ausgegangen. Nachdem die betroffene Familie mit weiteren Regenfällen in den kommenden Jahren rechnet, möchten sie Khalsar verlassen und in Khardong ein neues Heim bauen. Wir haben mit einem Drittel der Spendengelder eine Starthilfe geleistet. An dieser Stelle ein Dankeschön von der Familie.

Familie Baopa aus Rong:
Rong ist das wohl am ärgsten betroffene Dorf in ganz Ladakh. Nachdem es unterhalb von Khardong in einer Schlucht liegt, durch die ein Gebirgsbach fließt und die Schlucht nicht besonders breit ist, gibt es kein Haus und keine Familie, die nicht betroffen war. Die Regierung und insbesondere das Mahaboddhi Institut haben bisher große Hilfe geleistet, deshalb haben wir uns bei unserer Auswahl auch nicht sehr schwer getan, weil auch hier eine Familie herausgestochen ist. Das Haus der Familie Baopa wurde zum Glück nur zum Teil zerstört. Leider wurden jedoch ihre gesamten Felder mit der Ernte dieses Jahres vernichtet. Nachdem die Familie Baopa die ärmste dieses Dorfes ist, ist der Verlust einer gesamten Jahresernte um ein Vielfaches schwerer zu verkraften als für manch andere Familie in Rong, die noch Felder im oberhalb gelegenen Khardong besitzen. Auch diese Familie dankt den großzügigen SpenderInnen.


Familie Tsetangpa aus Tsati:

Tsati war bis auf eine Familie von solch extremen Auswirkungen verschont geblieben. Daher hat dieses Dorf auch keine Reparationszahlungen erhalten. Die betroffene Familie ist leider aus recht ärmlichen Verhältnissen und hat alle ihre Felder, die knapp des stark angeschwollenen Gebirgsbaches gelegen sind, verloren. Und damit ebenfalls ihre Ernte und Verpflegung für diesen Winter! Leider konnten wir dieses Mal nicht selbst in Tsati sein und uns selbst ein Bild machen. Ein naher Verwandter der Familie, Tashi, hat sich aber an uns mit der Bitte um Hilfe gewandt. Nachdem wir Tashi nun schon sehr lange kennen und für seine Ehrlichkeit schätzen gelernt haben, war uns klar, dass wir das letzte Drittel ihm zur Übermittlung an diese Familie geben!

Abschließend wollen wir uns nochmals im Namen der Empfänger bei den SpenderInnen und Unterstützern von Weltweitwandern und Friends of Lingshed bedanken!

Leider können wir euch noch keine Bilder von Wiederaufbauten schicken, da es diese noch nicht gibt. Die Familie Sgerakhang aus Khalsar hat noch nicht mit dem Aufbau ihres neuen Heims begonnen und lebt derzeit zu fünft im einzigen halbwegs erhaltenen Zimmer im vorderen Teil des Hauses und bei den anderen beiden Familien sind ohnedies grösstenteils die Felder betroffen.

Nachdem mein Mann und ich schon bald vorübergehend nach Delhi umziehen werden, da wir im Dezember Nachwuchs erwarten, müssen wir um etwas Nachsicht bitten, wenn wir etwas länger keine Neuigkeiten über Wiederaufbau und Wiederherstellung der Felder bringen können.

Danke und alles Liebe aus Ladakh

Daniela Luschin-Wangail