Frauenprojekt Timazighine in Ait Bougmez
Weltweitwandern unterstützt ein Projekt, welches Berberfrauen Zugang zu Bildung und Wissen bietet.
Im Hohen Atlas Marokkos, im Hochlandtal Ait Bougmez, liegt auf 1.880 m das kleine Dorf Imighas – umgeben von terrassierten Feldern.
Die meisten Menschen in diesem fruchtbaren Tal leben von der Landwirtschaft, dem Ertrag aus der Apfel- und Nussernte und haben ein paar Kühe, Schafe, sowie eine Muli oder einen Esel als Transportmittel. Ihr Leben im Gebirge des hohen Atlas ist einfach und gerade für Frauen oft sehr hart. Obwohl die Dörfer seit kurzem über Fließwasser und Strom verfügen, wird vielfach noch am Bach oder vor dem Haus gewaschen. Ein Großteil der Frauen konnte keine oder nur für kurze Zeit die nahe Schule besuchen, so blieb für sie Taschelhit, ein Berberdialekt, die einzige Sprache der Verständigung.
Wie alles begann…
Unsere Partner Lahoucine Taha und Brigitte Zahner haben das Projekt Timazighine 2006 spontan in privater Initiative zusammen mit Lahoucines Nichte Maleid gegründet.
Es war Maleids größter Wunsch vor ihrer Hochzeit Französisch zu lernen und auch die anderen Frauen an diesem Vorhaben teilhaben zu lassen. Gerade für Frauen ist es nicht einfach in dieser Abgeschiedenheit an Wissen heranzukommen. Es gibt keine Bibliotheken oder Workshops, keine Kurse oder Bildungsveranstaltungen. Die Idee, diesen Frauen durch Französischunterricht den Zugang zur Außenwelt zu öffnen, trug Lahoucine schon lange mit sich herum und so war der Zeitpunkt gekommen endlich zu handeln.
In einem privaten Berberhaus wurde ein Zimmer ausgeräumt und eine einfache Schulstube eingerichtet. Eine befreundete Lehrerin aus der Schweiz stellte in Zusammenarbeit mit einer einheimischen Lehrerin ein Lernprogramm zusammen, das entsprechende Material wurde durch private Spenden und den Verkauf von Ansichtskarten finanziert.
Inzwischen werden zwei Gruppen von je fünf Frauen regelmäßig von einer einheimischen Lehrerin in Französisch und seit kurzem auch in Arabisch unterrichtet.
Wissbegierig und mit viel Freude machen sie sich mehrmals in der Woche nach der Haus- und Feldarbeit ans Lernen.
In Form von Kulturaustauschwochen besuchen immer wieder Frauen aus der Schweiz das kleine Dorf Imighas und seine Frauen. Es werden Fertigkeiten und Wissen ausgetauscht und so auf beiden Seiten wertvolle Erfahrungen gemacht. Im vergangenen Herbst brachte zum Beispiel eine Besucherin eine elektrische Nähmaschine und Stoffe, die sie zuvor in Marrakech gekauft hatte mit. Eifrig wurde über Wochen genäht und geschneidert und es entstand eine bunte Vielfalt an Kleidungsstücken, die nun mit viel Stolz getragen werden. Dabei gab es auch den Austausch über die praktischen Dinge des Alltags, wie beispielsweise verschiedene Methoden des Konservierens von Äpfeln. Es wird gesungen, musiziert und viel gelacht und auf spielerischer Weise Wissen und Kultur ausgetauscht und weiter getragen.
In diesem Sinne bietet das Projekt Timazighine eine Plattform, welche unterstützend zur Selbsthilfe anregen und sich mit den Frauen entwickeln soll. Ganz dem Namen entsprechend: in der Berbersprache ist Timazighine die weibliche Form von „freier Mensch“.